Die Leica X in der Praxis

Vor einiger Zeit suchte ich eine kompakte und lichtstarke Kamera, die idealerweise mindestens einen APS-C Sensor haben- und gute Bildqualität abliefern sollte. Als Einsatzgebiet war die Streetfotografie gedacht, zusätzlich sollte die Kamera auch meine DSLR-Ausrüstung als leichte Alternative begleiten.

Leica X
Die Leica X zu Ostern 2017 im Schnee. Bisher hat sie jedes Wetter ausgehalten, auch wenn das die Beschreibung von Leica nicht hergibt. Daher nicht unbedingt nachmachen!

Der Weg zur Leica X
Durch meine eigenen Vorgaben blieben nur Kameras mit fest eingebauten fixen Brennweiten oder kleine Systemkameras in der engeren Wahl.
Irgendwie hatte es mir dann sehr schnell die Leica X mit dem Summilux 1:1.7/23 ASPH. angetan. Vermutlich auch, weil Abmessungen und Form fast identisch mit meiner Leica M6 sind und mir die Kamera daher sofort vertraut vorkam. Allerdings war ich mir bei der Vorentscheidung nicht sicher, da die Leica X keinen Sucher aufweisen kann. Die potentielle Mitbewerberin Fuji X100T, kann mit diesem Ausstattungsmerkmal punkten und das ebenfalls fest verbaute Objektiv ist kompakter. Andererseits kann für die Leica X ein elektronischer Zusatzsucher erworben werden und in der Verarbeitung setzt sie sich ebenfalls von der Fuji ab.

Bildqualität
Die Bildqualität bei beiden Kameras ist überzeugend, die Fuji mit sehr hoher Auflösung und sehr scharf, beides leider nur in der Mitte. Zudem sind in der JPEG Ausgabe der Bilder in bestimmten Situationen schon störende Artefakte sichtbar. Die Auflösung der Leica X ist etwas geringer, dafür wirklich sehr konstant über das gesamte Bildfeld und störende Artefakte finden sich deutlich weniger. Ich bin der Meinung, dass beide Kameras sehr gute Bildergebnisse liefern, mit leichten Vorteilen für die Leica.

Bedienung
Den Ausschlag für die Leica gab für mich das wirklich überzeugende und einfache Bedienkonzept, alles ohne Ausstattungen wie Motivprogramme oder Bildeffekte.

  • Zeit, Blende und Vollautomatik werden oben auf dem Gehäuse eingestellt. Stehen beide Räder auf A, regelt die Kamera Zeit und Blende automatisch.
Einstellräder der Leica X
Auf der rechten Gehäuseseite der Leica X finden sich die wichtigsten Einstellräder
  • Wird einer der beiden Einstellungen durch den Benutzer vorgegeben, stellt die Leica X den anderen Parameter automatisch ein. So stehen eine Vollautomatik, eine Zeitautomatik oder eine Blendenautomatik zur Verfügung.
  • Am Objektiv befindet sich ein Ring für die AF-Einstellung oder die manuelle Entfernungseinstellung. Wird dieser aus der AF-Position über einen Widerstand auf manuelle Einstellung gedreht, öffnet sich auf dem Bildschirm eine Sucherlupe und die Schärfe kann exakt eingestellt werden.

    Scharfstellungsoptionen
    Einfach aus der AF Position rausdrehen und schon kann manuell scharf gestellt werden
Die Sucherlupe der Leica X
Mit der Sucherlupe kann sehr genau manuell scharf gestellt werde. Das Foto gibt die sehr gute Qualität des Bildschirms leider nicht wieder

Nützliches

  • Für die Belichtungsmessung stehen drei Varianten zur Verfügung, der Autofokus bietet vier Auswahlmöglichkeiten und eine Belichtungskorrektur oder Belichtungsreihen stehen auf Knopfdruck zur Verfügung.
  • Die Leica X kann so voreingestellt werden, dass sie z.B. Schwarz/Weiß Bilder als JPEG speichert und parallel dazu die Rohdaten auf der Speicherkarte sichert. Die Schwarz/Weiß Umsetzung macht die interne Verarbeitung sehr gut, mir reichen aber die Rohdaten, da ich alle Bilder im Nachgang selber entwickle. Allerdings zeigt die Leica in dieser Einstellung die Vorschau in Schwarz/Weiß an und bietet somit eine schöne Möglichkeit die Bildwirkung ohne Farben zu prüfen.
  • Für Notfälle steht der kleinen Leica noch ein Ausklappblitz zur Verfügung. Aufgrund der sehr guten ISO-Eigenschaften habe ich den Blitz bisher wenig benötigt. Er schwenkt relativ hoch und sitzt idealerweise außerhalb der optischen Achse, eine sehr praxisgerechte Lösung.

Das alles, kombiniert mit einer sehr guten ISO-Automatik, macht die Leica X zu einer idealen „Immer dabei Kamera“.

Beispielsweise…
Nachfolgende Bildbeispiele zeigen einige Aufnahmen, auf denen Ihr gut die feinen Abstufungen der Farben und der Grauwerte erkennen könnt.

Hier noch ein Bild in Farbe und dazu die Schwarz/Weiß Umsetzung. Da er Schärfeeindruck der Bilder durch die Webaufbereitung oft leidet, zeigt das dritte Bild einen 100% Ausschnitt aus dem Foto. Hier sieht man gut das Potential der Kamera (die roten Punkte sind keine Pixelfehler, es sind die Überbelichtungswarnungen von Lightroom).

Fazit
Mein Fazit fällt nach der bisherigen intensiver Benutzung sehr positiv aus. Die Kamera hat meine Erwartungen erfüllt und in einigen Punkten sogar übertroffen.

  • Die Leica X ist eine robuste und in Ausstattung und Bedienung sehr durchdachte Kamera.
  • Als tägliche Begleiterin hat sie sich inzwischen etabliert und ist für mich aus der digitalen Streetfotografie nicht mehr wegzudenken.
  • Besonders überrascht hat mich die Leica X allerdings als Reisebegleiterin. Immerhin muss die kleine Leica in dieser Disziplin gegen eine Nikon D750 mit erstklassigen Zeiss Objektiven antreten. Und auch da konnte sie mich überzeugen. Werden die Bilder beider Kameras auf eine Ausgabegröße skaliert, ist bei typischen Urlaubsbildern kaum noch ein Unterschied auszumachen.

Überraschung
Zu den erstaunlichsten Fähigkeiten gehört sicher die ISO-Leistung der Leica, denn in diesem Punkt hat sie mich wirklich überrascht. Die Bilder zeigen einige typische Aufnahmen bei wenig Licht, aber noch mit moderaten ISO-Einstellungen.

Ihr seht also, Bilder bis ISO 3200 sind problemlos möglich, aber auch ISO 6400 könnt ihr mit ein wenig Gefühl für die richtige Belichtung bedenkenlos einsetzen. Ich habe diesen Wert in der ISO-Automatik als maximalen Wert fest eingestellt und benutze ihn daher regelmäßig.

Preis & Wert
Das sich die X preislich von den Mitbewerbern absetzt, ist sicher auch ihrem „Made in Germany“ geschuldet, aber das Gesamtpaket aus Material-, Fertigungs- und Bildqualität rechtfertigt diesen Mehrpreis nach meiner Meinung durchaus.

Wunschkonzert
Was würde ich von einem Nachfolgemodell an sinnvollen Änderungen erwarten?

  • Einen Bildschirm, der nach oben und unten geklappt werden kann. Dadurch ergäben sich in der täglichen Anwendungspraxis deutliche Vorteile.
  • Der Autofokus sollte etwas schneller ansprechen
  • Mir wäre eine WLAN-Verbindung sehr wichtig. Ich möchte unterwegs die Bilder schnell auf mein iPAD übertragen können, ohne Kabel oder Adapter.
  • Einige Pixel mehr auf dem Sensor könnten nicht schaden (aber nur, wenn die Fähigkeiten der Kamera bei wenig Licht erhalten bleiben).

Über den Tellerrand
Der wirkliche Nachteil einer Leica X ist aber ein völlig anderer, er hat nichts mit der Technik der X zu tun. Diese Kamera macht einfach Lust auf eine Leica Q. Eine Kamera nach dem gleichen Grundkonzept aufgebaut, nur mit einem 1,7/28mm ASPH. Objektiv und einem Vollformatsensor ausgestattet. Könnte sehr viel Spaß machen….

Wen interessiert die Leica X noch im Netz?
Zum Beispiel gibt es von Kevin Shelley einen kurzen Bericht über die Leica X, hier nachzulesen:
https://streetphotographyblog.co.uk/2015/03/26/leica-x-type-113-review-out-of-my-comfort-zone/

Ansonsten finden sich bei Flickr einige Gruppen zu dieser Kamera, einfach einmal danach suchen.

2 Gedanken zu „Die Leica X in der Praxis“

  1. Ich finde die Bildqualität der X erstaunlich mittelmäßig und enttäuschend. Das Beispielfoto mit den Häusern z.B. ist doch total unscharf. Eine Ricoh GR II ist nach meiner Meinung in jeder Hinsicht besser und überlegen. Kleiner, handlicher, schneller, und vor allem viel bessere Bildqualität.

    1. Hallo,
      danke für deinen Kommentar. Das Bild ist nicht optimal von mir verkleinert worden. Zudem habe ich den 100% Ausschnitt dazu eingestellt, dieser zeigt nach meiner Meinung die gute Schärfe der kleinen Leica. Wenn ich etwas Zeit finde, Verbessere ich die entsprechenden Verkleinerungen nochmals. Also auch für diesen Hinweis meinen Dank. Ich nutze die Leica immer noch als Ergänzung zur DSLR und bin weiterhin sehr zufrieden, die Bildqualität ist weit entfernt von Mittelmäßigkeit.
      Grüße

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