AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G

Warum 28mm?
Vor ungefähr einem Jahr sah ich ein gebrauchtes Nikon 1,8/28mm zu einem günstigen Preis. Die goldene Schrift zeigte leichte Abnutzungsspuren, aber der Rest befand sich in einem sehr gepflegten Zustand.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Stonehenge, wer kennt es nicht? Mit 28mm ergibt sich ein sehr stimmiger Eindruck der örtlichen Verhältnisse.

Ich erinnerte mich, dass ich an meiner ersten (analogen) Spiegelreflex-Kamera sehr gerne mit dieser Brennweite fotografiert habe. Gut- das war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass mein für das Minolta-Bajonett erworbenes 2,8/28mm Soligor, für einen Auszubildenden damals halbwegs erschwinglich war. Da ich auch gerne Street-Fotografie betreibe war das Objektiv zusätzlich interessant, denn 28mm werden von einigen der bekannten Größen dieser Richtung verwendet. Also entschloss ich mich spontan, das Objektiv zu erwerben.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Das Nikkor wirkt insbesondere mit angesetzter Gegenlichtblende überraschend lang.

Das Objektiv gehört zu den leicht gebauten Festbrennweiten von Nikon, die über eine Lichtstärke von 1:1,8 verfügen und sich noch in einem halbwegs bezahlbaren Preisrahmen bewegen.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Ohne Gegenlichtblende wirkt es kompakter. Insgesamt liegt die Kombination D750 und Objektiv aber sehr gut in der Hand. Das geringe Gewicht zeigt sich an einem langen Tag als sehr angenehm.

Innereien
Das Nikon 1,8/28mm ist relativ lang, besitzt ein 67mm Filtergewinde und sieben abgerundete Blendenlamellen sollen für ein angemessenes Bokeh sorgen. Mit 11 Linsen (davon zwei asphärische) in 9 Gruppen sollen ansprechende Bildergebnisse gelingen und Nikons Nanokristallvergütung ist auch mit an Bord. Mit nur 330g kann das Objektiv als leicht bezeichnet werden, die Gegenlichtblende und ein Objektivbeutel gehören zum Lieferumfang.

Was kann es?
Ich schreibe ja nur über Fotoartikel die ich selber besitze und intensiv benutzt habe. So auch bei dem 28er. Ich hatte das Objektiv in den letzten 8 Monaten immer mit dabei, denn es passt von der Brennweite optimal zu meinem Nikon 1,4/58mm und auch zu meinem Zeiss 3,5/18mm. Zudem geht alles zusammen mit meiner D750 in meine kleine Billingham „Hadley Small“ Fototasche.
Die Brennweite eignet sich für alle Aufgaben und die weit öffnende Blende ermöglicht auch das Spiel mit der Schärfentiefe. So kommt zwangsläufig das Bokeh ins Spiel. Sind die Hintergründe nicht zu schwierig, meistert das Objektiv diese gut. Bei anspruchsvolleren Aufgaben, wie z.B. Äste und Strauchwerk, kann das Bokeh etwas streng wirken. Da zeigen die nur sieben Blendenlamellen dann doch die Grenzen auf. Allerdings wirkt das nie extrem unangenehm, den meisten Betrachtern der Bilder wird dieser Umstand kaum auffallen.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 1,8- Vordergrund im Schatten und der Hintergrund wird von der harten Wintersonne beleuchtet.
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Straßenszene mit beispielhaft ausgeblendetem Hintergrund, Blende 1,8
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Typisches Reisefoto in der Kathedrale von Salisbury, Blende 1,8. Das Motiv ist nicht einfach, aber gut vom Objektiv umgesetzt
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Ebenfalls Kathedrale von Salisbury, Blende 1,8. Der nicht einfache (wenn auch weit entfernte) Hintergrund verschwimmt akzeptabel
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Auch hier Blende 1,8- wie zu erwarten war, schwächeln die Ecken etwas. Dazu gibt es minimale Farbsäume, die unauffällig beseitigt werden können.

Die fünf Bilder bei offener Blende zeigen, dass dieses Objektiv durchaus gute Ergebnisse liefert, denn

  • der Unschärfeverlauf ist je nach Motiv akzeptabel bis gut
  • Farbfehler sind nicht sehr dominant und leicht entfernbar
  • die allgemeine Schärfe stimmt
  • die Kontraste sind sehr gut
  • die Farbgebung ist sehr angenehm

Blende zu!
Ich nutze das Nikon inzwischen als Reise- und Reportagenobjektiv. Besonders der sehr zuverlässige Autofokus, auch bei schlechten Lichtverhältnissen, hat mich überzeugt. Zudem fokussiert es leise und für meine Erfordernisse schnell genug.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Straßenszene, Blende 2,2
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 7,1- Schöne Farben und Detailreichtum
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Wuff! Perfektes Modell, Blende 3,5
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 2,8 bei schlechtem Licht in einer Markthalle
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Es gibt Fisch, Markthalle in Spanien. Schnell und sicher fokussiert- Blende 3,5
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 4,5- durchgehend gute Schärfe
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 4, in der Web-Verkleinerung ist die Qualität kaum zu erkennen. Aber der Detailreichtum ist wirklich beachtlich
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 5, etwas düster, aber auch hier viele Details

Die Bilder zeigen die Vielseitigkeit des Objektives. Sicher, als Fotograf/Fotografin muss man etwas dichter an das Motiv ran und das macht sich natürlich bemerkbar, wenn Menschen oder Tiere das zentrale Motiv sind. Aber auch Übersichten gelingen sehr gut.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Schlechtes Wetter=schöne Farben? Stimmt! Hier mit Blende 4

Street?
Ja, geht auch- aber da sind mir 35mm oder 50/58mm deutlich lieber. Das betrifft aber nur meine persönliche Art der Street-Fotografie. Denn viele andere, auch sehr bekannte Streetfotografen, benutzen diese Brennweite fast ausschließlich.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Blende 5,6- man muss schon einen recht großen Bildwinkel im Auge haben um nicht zu viele Handlungsebenen ins Bild zu bekommen. Manchmal hilft da ein Fenster.
AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Das fällt bei Regen nicht so schwer, da sind nicht so viele Menschen unterwegs. Hier mit Blende 4

Sonstiges
Für jede Art der Landschaftsfotografie ist das AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G hervorragend geeignet. Es neigt nicht zu Flares und zeigt keine übermäßigen Schwächen bei Gegenlicht.

AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G
Gleichmäßige Schärfe bei Blende 8. Die Lichtstimmung wird perfekt wiedergegeben, Farben und Kontraste überzeugen

Fazit
Mir macht das 28er Nikon immer noch viel Spaß, ich werde es auf jeden Fall behalten. In der schon erwähnten Kombination mit dem 58er und dem 18er einen schöne leichte Zusammenstellung für Städtereisen und ähnliche vorhaben. Aber auch einmal alleine an der Kamera ist es eine Empfehlung wert. Wer diese Brennweite für Streetaufnahmen mag, hat hier ein passendes Angebot.

Nochmal zusammengefast einige Punkte:

  • kompakt und leicht
  • Dichtlippe
  • wenig Verzeichnung
  • moderater Weitwinkel
  • gute optische Eigenschaften
  • wenig  CA
  • treffsicherer und leiser Autofokus
  • offen dunkeln die Ecken etwas ab
  • Nikon typische Haptik
  • nicht besonders günstig

Das Nikon kam ja bereits 2012 auf den Markt, ist aber nicht besonders präsent im  Internet. Vermutlich halten viele diese Brennweite für zu wenig spektakulär, zudem polarisiert dieses Objektiv kaum.
Obwohl ich sehr zufrieden damit bin, werde ich demnächst versuchen, es mit dem Zeiss 2.0/28mm Classic zu vergleichen. Leider ist das Zeiss inzwischen kaum noch zu bekommen, aber laut deren Anhängern erzeugt es einen ganz besonderen „Look“. Mal sehen ob das noch klappt, ich werde dann berichten.

AndreasF

Wen interessiert das Nikon AF-S 28mm 1:1,8G noch im Netz
Kai Wong hatte es in den Händen: https://youtu.be/dNgO7Re_XIo
Jörg Langes Fazit: http://www.cetus-a.de/blog/2013/8/nikkor-28mm-1-8g-das-perfekte-immerdrauf
Kompetent und ausführlich wie immer: https://photographylife.com/reviews/nikon-28mm-f1-8g
Michal Cialowicz Photography vergleicht es mit dem Sigma 35er ART: http://Michal Cialowicz Photography
ephotozine testete ebenfalls:
https://www.ephotozine.com/article/nikon-af-s-nikkor-28mm-f-1-8g-lens-review-19483
Dann darf dxomark natürlich nicht fehlen: https://www.dxomark.com/nikon-af-s-nikkor-28mm-f-1-8g-review-a-stellar-performer/
Schöner Bericht von Neil van Niekerk. Er zeigt einige sehr schöne Portraits mit dem Objektiv: https://neilvn.com/tangents/review-nikon-af-s-28mm-f1-8g-lens/
Abschließend noch Ming Thein. Er hatte am Schluss etwas Pech mit dem Nikon: https://blog.mingthein.com/2012/07/04/nikon2818g/

2 Gedanken zu „AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G“

  1. Das 28er 1.8 ist ein „Okay-Objektiv“. Habe es selbst ein halbes Jahr genutzt. Wirklich spannend sind die Ergebnisse nicht. Mein 35 2.0 ist im Bokeh harmonischer und das 24 1.8 G weit aus besser in Schärfe – Unschärfe…… Ein wirklich gutes 28er WW ist leider im Nikon Programm Mangelware. das beste war in meinen Augen immer noch das 28 1.4 AF. Für die Ewigkeit gebaut. Superscharf, aber nur wenn man genau fokussiert. Und leider auch sauschwer….

  2. Ich habe meins leider zu früh verkauft, da 28mm in zwei Zooms verfügbar. Schaue ich meine alten Bilder mit dem 28mm 1.8 G an der D610 an, will ich es wirklich wieder haben, 28mm ist auch meine Lieblingsbrennweite. Wie Du schreibst, relativ lang aber ich fands angenehm leicht. Schärfe fand ich super ausgewogen.

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