Unter dem Namen „Classic“ befinden sich noch einige interessante Objektive im Programm der Firma Carl Zeiss. Wie der Name schon verrät, folgen diese einer eher klassischen Designsprache und überraschen sicher viele Erstbenutzer durch die ungewohnte Haptik.
Anstelle von Kunststoffen kommen ausschließlich Metall und Glas zum Einsatz und selbst die Streulichtblende ist aus Metall gefertigt. So vermittelt das Zeiss 2,8/25mm Classic den Eindruck, für die Ewigkeit gebaut worden zu sein.
Die Brennweite kann als moderater Weitwinkel bezeichnet werden und ist somit sehr universell einsetzbar, wobei Landschaften, Architektur und Stadtansichten zu den bevorzugten Einsatzgebieten gehören. Mit einer Lichtstärke von 2,8 reiht es sich bei den Produkten der Mitbewerber um 24mm ein und ist relativ kompakt und leicht.
Das ebenfalls als Classic Objektiv erhältliche Zeiss 2,0/25mm trägt da schon deutlich mehr auf, zählt aber unbestritten zu den besten Objektiven dieser Klasse.
Fotopraxis
Wie schlägt sich das Classic 2,8/25mm nun in der Praxis? Mit einem Gewicht von 460g ergibt sich an meiner Nikon D750 ein gut ausbalanciertes System, leicht genug um einfach einmal „nur so“ mitgenommen zu werden.
Der geriffelte Fokusring erlaubt punktgenaues fokussieren und läuft dabei „butterweich“ durch den gesamten Verstellbereich.
Hierbei überrascht die sehr kurze Naheinstellgrenze von nur 17cm, damit lassen sich auch eher ungewöhnliche Ansichten fotografisch umsetzen.
Bei den Aufnahmen mit dem Objektiv zeigt sich eine minimale, kaum wahrnehmbare tonnenförmige Verzeichnung. Chromatische Aberrationen spielen praktisch keine Rolle.
Wie bei fast alle Zeiss Classic Objektiven, kann bei offener Blende eine leichte Vignette wahrgenommen werden. Ich schreibe bewusst „leicht“, da in einem Test diese als außergewöhnlich stark bezeichnet wird. Nach meiner Auffassung bewegt sich diese im Rahmen vergleichbarer Objektive und ist oberhalb von Blende 4 kaum noch wahrnehmbar. Außerdem hält Lightroom ein passendes Korrekturprofil bereit, so können kritische Motive einfach von dieser Auffälligkeit befreit werden.
Im gleichen Review wird die schwache Auflösung am Rand bemängelt. Diese soll sich erst ab Blende 8 auf ein gutes Niveau heben. Ich arbeite mit den Zeiss Objektiven schon viele Jahre und weiß aus Erfahrung, dass reine Testchartfotografie den Zeiss Objektiven selten gerecht wird. Im Regelfall erfolgen die Tests aus kurzen Abständen zu den Objekten, bzw. Testtafeln und zeigen dadurch nicht das ganze Potential.
Unabhängig davon ist das 25mm Zeiss Classic schon bei Blende 2,8 in der Mitte an meinem 24 Mpix-Sensor ausreichend scharf, die Ränder fallen dagegen erwartungsgemäß leicht ab.
Abblenden verbessert die Schärfe über das gesamte Bild, wobei die äußeren Drittel sich der Mitte annähern. Die für Zeiss Objektive typischen hervorragenden Mikrokontraste verstärken zusätzlich den guten Bildeindruck.
Natürlich geht mit dem Objektiv auch Street, man muss nur noch etwas näher heran oder schneidet ein wenig am Bild (für Puristen ist das natürlich keine Option) herum. Bei solchen Aufgaben hilft Euch die gut ablesbare Schärfentiefeskala, denn mit ihrer Hilfe könnt Ihr einen interessanten Fokusbereich schon vor der Aufnahme festlegen. Ihr braucht dann nur noch auslösen. Ich werde das demnächst in einem extra Beitrag beschreiben.
In der Landschaftsfotografie kann die Sonne schon einmal in einem ungünstigen Winkel zur Kamera stehen. Objektive können dann zu sogenannten Flares neigen. Diese sorgen im Bild für farbige Störungen. Sind diese sehr stark ausgeprägt oder treten eventuell schon bei leichtem Seitenlicht auf, kann dass den Bildeindruck stark beeinträchtigen und damit sind sie meist unerwünscht.
Da andererseits diese Bildfehler in gemäßigter Form von manchen Fotografen oder Filmern sogar gewünscht werden (um z.B. besondere Stimmungen zu schaffen), kann man diesem Thema bei einem Weitwinkel durchaus einmal Beachtung schenken.
Ich kann Euch zum Zeiss sagen, dass es für Flares nicht besonders anfällig ist. Seitenlicht jeder Art und auch normale Lichtquellen direkt ins Objektiv zeigen keine Auswirkung. Nur direkte und hoch stehende Sonne verursacht Störungen im überschaubaren Maße.
Ich fotografiere am Tage nie direkt in die Sonne, habe aber diesmal eine Ausnahme gemacht. Ich finde das Ergebnis in Ordnung, zumal dies nicht meinen Gewohnheiten entspricht.
Gallerie
Hier noch einige Bilder in einer etwas größerer Ausführung. Diese zeigen das für meine Fotogewohnheiten typisches Einsatzgebiet. Einige Landschaften reiche ich noch nach.
Fazit
Das Classic Distagon T* 2,8/25 kann tatsächlich, wie auf der Webseite von Carl Zeiss behauptet, Perspektiven eröffnen. Denn obwohl ich bevorzugt mit längeren Brennweiten fotografiere, habe ich das Zeiss Distagon meistens auf meine Fototouren in meinem Rucksack dabei. Die Staffelung
- Zeiss Distagon T* 2,8/25mm
- Zeiss Milvus 1,4/50mm
- Zeiss APO Sonnar T* 2/135mm
- AF-S Nikkor 300mm 1:4E PF ED
hat sich für mich als optimale Kombination herausgestellt. Mit dieser kann ich alle Themen bearbeiten und kann auch auf Überraschungen flexibel reagieren. Dabei hält das 25mm Distagon in allen Qualitäten erstaunlich gut mit den anderen hochpreisigen Objektiven mit und beeindruckt mich durch seine
- kurze Naheinstellgrenze
- Kompaktheit
- Abbildungsleistung
- Verarbeitung
- Zuverlässigkeit
und mit seinem klassischem Design. Damit macht es sich auch an meiner Nikon FM2 gut und leistet auf Negativfilm ebenfalls hervorragendes.
Obwohl die Leistung im Internet kontrovers diskutiert wurde, kann ich Euch das Objektiv ohne Einschränkung empfehlen. Es macht einfach Spaß es zu benutzen und die Ergebnisse sprechen für sich. Alle Fotos auf dieser Seite wurden aus freier Hand mit einer Nikon D750 gemacht. Die Scharfstellung erfolgte über die Mattscheibe oder über die Entfernungsskala.
Wen interessiert das Zeiss Distagon T* 2,8/25 noch im Netz?
Loyd Chambers testete das Zeiss. Sein Fazit war bemerkenswert:
„The 25/2.8 Distagon is wonderful all-around lens with unique close-up properties, and outstanding performance at distance. It won’t test well on by-the-numbers lab testing at close range, so ignore such nonsense and try this lens for landscape or extreme close-up use and you’ll be delighted with its brilliance and color.“
Hier zu lesen: https://diglloyd.com/articles/ZeissZ/ZeissZ-25f2_8.html
Im DSLR-Forum gab es eine Diskussion zu dem Objektiv: http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=878129
Birk Karsten Ecke schrieb über die ZF-Version (optisch baugleich mit der von mir benutzten ZF.2 Version) des Zeiss Distagon: http://www.birk-ecke.de/wordpress/2013/01/review-das-weitwinkelobjektiv-carl-zeiss-distagon-t-2825-zf-ein-objektiv-fuer-den-nikon-fx-bildsensor/
Photozone war nicht ganz zufrieden mit dem Objektiv, trotzdem natürlich der Link zum Review: http://www.photozone.de/nikon_ff/585-zeisszf2528ff
Die Webseiten des Herstellers (Fotografie):https://www.zeiss.de/camera-lenses/fotografie.html