Vorweg…
In der „analogen Zeit“ waren Blitzlichter deutlich wichtiger als im heutigen digitalen Zeitalter. Die erreichbaren ISO-Werte und deren flexible Einstellmöglichkeiten, erfordern den Blitzlichteinsatz heute einfach nicht mehr so häufig.
Zirndorf oder „Made in China“?
Ich hatte bisher immer auf Blitzgeräte der Firma Metz aus Zirndorf in Mittelfanken gesetzt und war sehr zufrieden. Die Qualität und besonders der persönliche Service werden in Zirndorf vorbildlich gelebt.
Seit vielen Jahren nutze ich an meinen Nikon-Kameras den „Metz 48 AF-1 Digital“. Dieser ist noch einigermaßen kompakt und dabei sehr robust, zudem kann er alles was ich im Fotoalltag benötige. Allerdings suchte ich ein zusätzliches wirklich kompaktes Gerät, dass auch regelmäßig in meinem Rucksack seinen Platz finden sollte. In die engere Auswahl kamen der Nissin i40 und der Metz M400.
Derzeit liegt der Preis des Nissin um 170 €, mit folgendem Lieferumfang:
- Standfuss
- solide Schutzverpackung
- externer Diffusor
- Karabinerhaken
Der Metz bewegt sich preislich um 220€, mit folgendem Lieferumfang
- Standfuß
- Schutzbeutel
Vom i40 gibt es schon seit einigen Jahren viel positives zu lesen, also bestellte ich mir ein Exemplar in der Nikon Ausführung. Der Preisunterschied war nicht der entscheidende Faktor, ich war einfach nur sehr neugierig, ob er die Qualität eines Metz-Blitzlichtes vom Nissin erreicht wird.
Verarbeitung und sonstiges
Der Nissan i40 überrascht durch sein geringes Gewicht. Das Batteriefach ist mit einem solidem Metallgelenk versehen und die Lage der vier AA-Batterien ist eindeutig gekennzeichnet. Gefühlt verdoppelt sich das Gewicht des Gerätes, wenn die Batterien eingesetzt werden.
Der Blitzkopf ist kipp- und schwenkbar und rastet beim Kippen in den Winkeln 45, 60, 75 und 90 Grad ein. Eine Stufe unterhalb von 40 Grad wäre eine wünschenswerte Ergänzung. Drehbar ist der Kopf in 30 Grad-Schritten um je 180 Grad in jede Richtung. Das Kipp- und Drehgelenk ist ebenfalls sehr solide und vollständig aus Metall gefertigt.
Das gesamte Gehäuse ist sehr hochwertig und passgenau verarbeitet, der verwendete Kunststoff vermittelt ein wertiges Gefühl.
Der Blitzfuss besteht aus Metall und die „Unlook“ Taste hebt die Verriegelung des Blitzes im Blitzschuh der Kamera bequem auf. Keine Schraube und kein Hebel muss betätigt werden- so einfach geht das.
Alle anderen mitgelieferten Zubehörteile folgen den Qualitätsmaßstäben des Blitzlichtes. Ich erwähne hier stellvertretend den mitgelieferten kleinen Blitzlichtständer, selbst dessen Gewinde besteht aus Messing. Damit kann der kleine Blitz z.B. gefahrlos auf einem Stativ befestigt werden.
Ein ausziehbarer, sehr stabiler Aufhellreflektor ist ebenfalls integriert. Dieser wird einfach nach vorne geschoben, um einen Anteil des Blitzlichtes in Richtung Motiv zu lenken.
Dabei gibt die Reflektorkarte auf der Oberseite des Blitzgerätes eine Farb-/Brennweitentabelle frei. Diese zeigt die automatische Brennweitenanpassung des Reflektors oder die manuell eingestellte Brennweite mithilfe der Farbe der Kontroll-LED der Testblitztaste an.
Wie funktioniert das? Die Ein-/Ausschalttaste wird 3 Sekunden gedrückt gehalten und die Farbe der Testblitztaste wechselt von Auto auf die Farbe von 24mm. Nun musst Du erneut die Taste gedrückt halten, bis auf die nächste Farbe gewechselt wird. Das funktioniert aber nur im M-,SD-oder SF-Modus.
Weiterhin findet sich am Reflektorkopf noch eine Weitwinkel-Streuscheibe. Diese sorgt dafür, dass Brennweiten bis 16mm, auch noch in den Ecken ausgeleuchtet werden.
Weitere Bedienung
Der Nissin i40 verzichtet vollständig auf ein Display, besticht aber vermutlich deshalb auch durch seine einfache Bedienung. Gehen wir der Reihe nach eimal alles durch.
- Oben links sehen wir den Ein-/Ausschalter. Dieser hat zusätzlich eine schon weiter oben beschriebene Funktion. Leuchtet die LED daneben rot, lädt der Blitz, leuchtet die LED grün, ist der Blitz bereit. Wird die grüne LED gedrückt, löst ein Testblitz aus.
- Das Funktions-Drehrad ist auf der linken Seite, die Funktions-LED zeigt die eingestellte Funktion.
- A=vollständige Blitzsteuerung durch die Kamera
- TTL=der Blitz wird durch die Kamera gesteuert, mit dem Blitzenergie-/Korrektur-Wählrad kann aber um plus/minus 2 EV die Belichtung korrigiert werden. Die rechte Anzeige-LED leuchtet
- M=manueller Modus, mit dem Blitzenergie-/Korrektur-Wählrad kann zwischen Vollleistung (1/1) und 1/256 Leistung gewählt werden. Die LED links des eingestellten Wertes leuchtet
- SD=Servoblitz im manuellen Modus. Ein externer oder interner TTL-Blitz löst den i40 mit aus. In diesem Modus ignoriert der Nissin den automatischen Vorblitz moderner Blitzgeräte.
- SF=Servoblitz im manuellen Modus. Blitzt das interne oder externe Blitzgerät im M-Modus, stellt man den Nissin auf den SF Modus. Im M-Modus verschicken die Blitze keine Vorblitze und daher müssen diese auch nicht ignoriert werden.
- Symbol Funkantenne mit den Gruppen A,B und C=RC-Blitzen. In diesem Modus steuert die Kamera (RC-Modus muss aktiviert sein) fast beliebig viele externe Blitzgeräte mithilfe eines internen oder externen Blitzgerätes. Meist sind es drei Gruppen (A,B,C) von Blitzgeräten die gesteuert werden können, hierbei lassen sich alle Gruppen individuell einstellen. Mit der Auswahl der Position A,B oder C am Funktionsrad legt man fest, zu welcher der von der Kamera gesteuerten Gruppen das Gerät gehören soll.
- Symbol blaue Filmkamera=eingebaute Videoleuchte. In diesem Modus erzeugen die weißen LEDs ein Dauerlicht. Mit vollen Akkus erreichte ich ca. drei Stunden Einsatzdauer.
HSS-blitzen (High-Speed-Synchronisation) oder auch bei Nikon FP- Kurzzeitsynchronisation genannt (FP steht für Focal Plane) funktioniert mit dem Nissin ebenfalls. Im Nikon System wird dies über die Kamera geregelt. Offenbar muss beim Nissin für andere Systeme (Sony/MFT/…) noch am Blitz etwas umgestellt werden. Hier finden sich Hinweise bei YouTube oder entsprechenden Systemforen.
Die mitgelieferte Bedienungsanleitung des Importeurs HAPA-Team ist „überschaubar“. Etwas ausführlicher ist diese auf deren Webseite zu finden. Hier einmal der Link. Einfach dann auf das zum System passende Gerät klicken und unter Downloads die Anleitung herunterladen.
Download Bedienungsanleitung alle Modelle
Praxiseinsatz
In China gefertigten Blitzgeräten wird oft mangelnde Konstanz in den Ergebnissen nachgesagt. Ich habe den Nissin i40 bisher bei einer Veranstaltung einsetzen können und damit ca. 120 Bilder geschossen. Jedes der Bilder war gleichmäßig bis in die Ecken ausgeleuchtet, auch die Belichtungen waren von Bild zu Bild sehr gleichmäßig. Es gab keine Ausreißer, eingestellt war von mir der TTL Modus mit einer Belichtungskorrektur von -0.5.
An der Kamera benutze ich bei Blitzeinsatz immer den M-Modus und starte, je nach Lichtverhältnissen, mit einer festen ISO-Einstellung von 1250-1600. Die Belichtungszeit und die Blende bleiben meisten fest vorgegeben, mit der ISO-Einstellung und der Blitzbelichtungskorrektur erfolgt bei Bedarf noch etwas Feinanpassung.
Was gibt es zu bemängeln?
Leider sind die Drehräder zu leichtgängig, das gehört dringend nachgebessert. Auch lassen sich die Einstellungen ab einer gewissen Dunkelheit nicht mehr erkennen. Das, zusammen mit der Leichtgängigkeit, ist etwas unglücklich.
Zudem sollte die Bedienungsanleitung ausführlicher auf die möglichen Einstellungen eingehen, Einsteiger sind mit Sicherheit überfordert.
Fazit
Mit dem Nissin i40 habe ich nun ein Blitzgerät, das in meinem Fotorucksack einen festen Platz hat. Die Qualität des Gerätes ist in allen Punkten überzeugend, zudem ermöglichen die vier AA-Batterien eine relativ schnelle Blitzfolge. Die Bedienung über die Drehräder ist einfach und übersichtlich, die Ergebnisse sind überzeugend.
Ich kann das kompakte Nissin i40 in Summe ohne Einschränkung empfehlen. Als Kunde bekommt man ein gutes Produkt, dessen Preis-/Leistungsverhältnis stimmt.
AndreasF
Wen interessiert das Nissin i40 noch im Netz?
Webseite des Importeurs HapaTeam
Fstoppers Review für Fujifilm-Kameras
Henning Becker testete den Nissin in seinem Blog